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Trends in der Beratungsarbeit


10.04.2025


Seit 2004 bekommen Grenzpendler, Arbeitgeber, aber auch Auswanderer Hilfe bei den Fragen, die im Zusammenhang mit der Arbeit und dem Umzug auf die andere Seite der Grenze auftreten. Über die Jahre haben sich Rutinen entwickelt und es wurden Erfahrungen gesammelt, welche Inhalte auf welchem Weg am besten vermittelt werden können, um die Freizügigkeit der Arbeitnehmer*innen zu unterstützen. Inhaltlich werden seit Jahren meist Fragen zu Steuer, Altersvorsorge und Krankenversicherung gestellt. Oft sind diese gekoppelt an Lebenssituationen, wie neues Arbeitsverhältnis, Renteneintritt, Arbeitslosigkeit etc.. Neue gesetzliche Regelungen oder besondere Informationen, wie z.B. die vielen pandemiespezifische Themen, ergänzen das Beratungsangebot, das stets flexibel und dynamisch ausgelegt ist. So nehmen Auswanderer aus Deutschland seit 2018 einen nicht unerheblichen Teil der Kapazitäten in Anspruch, da in dieser komplexen Situation viele Fragen zu klären sind.

Art der Beratung

Bis zum Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 waren Beratungstreffen in physischer Form stark nachgefragt. Es gab bis zu 20 Termine pro Woche im Regionskontor & Infocenter. Diese wurden durch offene monatliche Sprechstunden in Tønder, Flensburg, Schleswig und Aabenraa ergänzt. Nachdem die Restriktionen sowohl der Arbeit im Büro, als auch hinsichtlich des Grenzübertritts wieder abgeschafft worden waren, hat sich eine stärkere digitale Kommunikationsform etabliert sowie die Gewöhnung daran, auch auf Abstand Informationen austauschen zu können. Parallel wurden die digitalen Informationsangebote des Regionskontor & Infocenters stark erweitert und um neue Medien wie z.B. Erkläungsvideos ergänzt, was eine sehr positive Resonanz zufolge hat.  

Aktuell werden nur in besonderen Ausnahmefällen Beratungen vor Ort in Padborg notwendig, wenn die schriftliche oder telefonische Klärung der Anfragen aufgrund der Komplexität des Sachverhalts oder aufgrund sozialer, gesundheitlicher oder sprachlicher Herausforderungen nicht möglich ist. Dies ist jedoch im Schnitt nur in 1-2 Fällen monatlich erforderlich. 

Die meisten Beratungen wurden und werden telefonisch abgearbeitet. Dies hat den Vorteil, erforderliche Informationen sofort in beide Richtungen auszutauschen und führt meist schnell zur Klärung der Fragen. Eingehende Fragen per Mail erfordern meist Nachfragen zu Fakten, die für die Beantwortung der Fragen erforderlich sind.

Nicht zuletzt bieten die digitale schriftliche oder telefonische Beratung eine sehr hohe Effizienz und Effektivität, die der optimalen Nutzung der vorhandenen Ressourcen entgegenkommt. Gleichzeitig werden Transportzeiten und -kosten vermieden und leisten so einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit.

Entgegen vieler Erwartungen sind alternative Kommunikationskanäle zu telefonischer oder schriftlicher Beratung per Mail kaum nachgefragt. Das Regionskontor & Infocenter hat in den vergangenen Jahren einige Alternativen wie Videokonferenzen oder Whatsapp als Kommunikationsangebot erprobt, jedoch ohne große Resonanz, weshalb die Beratung nach wie vor hauptsächlich telefonisch oder per Mail stattfindet. Die Kommunikationsmöglichkeit per Briefpost oder Fax ist nach wie vor gegeben.      

Mit Information, Wissen sowie Erfahrung können die allermeisten Fragen der Ratsuchenden geklärt werden. Alternativ wird an entsprechende Experten und Stellen verwiesen, um den Ratsuchenden die bestmögliche Hilfestellung zu geben, wenn die Fragestellung den Kompetenzbereich des Regionskontor & Infocenter übersteigt. Seit der Etablierung des Infocenters im Jahre 2004 haben sich jedoch die Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und -verbreitung, unter anderem durch digitale Medien, weitgehend geändert und auch der Umgang der Ratsuchenden mit diesen Quellen bzw. die grundlegende Bereitschaft, sich vollumfänglich mit allen relevanten Themen auseinanderzusetzen hat sich verändert.

Die vor 2-3 Jahrzehnten noch sehr unzureichende Informationslage führten dazu, dass sich Betroffene mit den relevanten Themen sehr intensiv und individuell auseinandersetzen mussten, da es kaum zusammenfassende Quellen oder Beratungsangebote gab. Einzelanfragen bei den jeweilig zuständigen Behörden waren das probate Mittel, um zu erfahren, wie die Systeme für bspw. Grenzpendler funktionieren – oder auch nicht. Jedoch hat sich so ein generalistisches Wissen bei den Betroffenen angesammelt und die Entscheidungen fundiert treffen lassen.

Die in Echtzeit ständig verfügbaren Informationsquellen heutzutage haben das Verhalten vieler – insbesondere jüngerer Menschen verändert. In der Praxis erleben die Berater*innen oftmals, dass Menschen aufgrund von Erstinformationen gehandelt haben, wie z.B. eine Arbeit im Nachbarland aufgenommen und sich um die vorerst am wichtigsten erscheinenden Themen wie Krankenversicherung und Steuer gekümmert haben, sich aber z.B. nicht mit der Arbeitslosenversicherung in Dänemark befasst haben und somit nicht in diese eingetreten sind. Diese melden sich oft erst bei Arbeitslosigkeit, um von Beratungseinrichtungen zu erfahren, woher nun die Unterstützung kommen soll. 

Diese „Feuerwehreinsätze“ häufen sich und je komplexer die Lebens- und Arbeitssituation der Betroffenen ist, umso schwerwiegender können die Folgen mangelnder Informationen im Vorwege sein. In dem genannten Beispiel hätte man sich z.B. rechtzeitig um die Mitgliedschaft in einer dänischen Arbeitslosenversicherung bemühen müssen, was nach 8 Wochen nicht mehr möglich ist. Die Folge kann der Verlust von Versicherungsleistungen sein.

Die mittlerweile vorhandene Vielzahl von Informationskanälen ist leider auch kein Garant für die Korrektheit der veröffentlichten Informationen. Ebenso ist die Kompetenz der Personen, die hinter den Informationen stehen, oft nicht oder nur schwer nachvollziehbar. 

In den einschlägigen Foren in den sozialen Medien werden oft Fragen von Arbeitnehmer*innen und anderen Ratsuchenden gestellt, die eine Vielzahl von verschiedenen und oftmals falschen Antworten hervorrufen. Falsch sind die Antworten in vielen Fällen, da diese nicht die konkrete Situation des Fragenden berücksichtigen oder die Antworten auf veraltetem Wissen beruhen. Antworten wie ”…bei mir lief das so:…” oder ”Eigentlich müsste…” führen den Ratsuchenden auf eine falsche Fährte und schaffen neben Zeitverlust große Frustration und führen teilweise auch zu finanziellen oder versicherungsrechtlichen Einbußen. 

Gerade Themen wie Steuerrecht und Sozialversicherungsrecht sind immer individuell zu bewerten und abhängig von Wohnort, Vorbeschäftigungszeiten, früherem Aufenthalt im anderen Land und vielen weiteren Bedingungen, die so gut wie nie in den Fragen bzw. Antworten in den sozialen Medien aufgegriffen werden.

Eine Beurteilung des individuellen Einzelfalls ist immer erforderlich, da bereits kleine Abweichungen zu einer geänderten Situation führen können, weshalb hier immer eine qualifizierte Beratung durch Experten erforderlich ist, um Fehler und mangelnde Absicherung zu vermeiden. Das Regionskontor & Infocenter verfolgt die Entwicklungen und Fragestellungen in den sozialen Medien, um auf neue Themen, Beratungsbedarfe und Herausforderungen, die die Ratsuchenden umtreiben, reagieren zu können. Eine Beratung über die sozialen Medien ist jedoch schon aus datenschutztechnischen Gründen nicht möglich.

Auch wenn künstliche Intelligenz mittlerweile bereits sehr brauchbare Ergebnisse liefern kann, kann diese derzeit weder die individuelle Beratung ersetzen noch verlässliche Informationen geben, auf deren Basis folgenreiche Entscheidungen getroffen werden sollten. Nicht zuletzt die Zweisprachigkeit der Inhalte und das damit einhergehende Fehlerpotential lassen die Ergebnisqualität derzeit noch unbrauchbar erscheinen.

Als Fazit nach gut 20 Jahren Beratungsarbeit kann man an dieser Stelle festhalten, dass Flexibilität und das Eingehen auf geänderte Rahmenbedingungen der einzig erfolgversprechende Weg sind, die Ratsuchenden mit den richtigen und wichtigen Informationen zu versorgen. Dies bleibt weiterhin Hauptaufgabe und Anspruch des Regionskontor und Infocenters.

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