Interview zum 25 jährigen Bestehen der Region Sønderjylland-Schleswig
22.12.2022
Im Zusammenhang mit dem 25 jährigen Bestehen der Region Sønderjylland-Schleswig wurden 5 Kenner des Grenzlandes befragt. Die Antworten ergänzen die Publikation 20 Jahre – 20 Köpfe aus dem Jahr 2017 (Die Publikation finden Sie hier )
Hier nun das fünfte Interview und die Antworten von Walter Behrens, geboren 1953, Wohnort Handewitt.
Funktion 1997 Amtsvorsteher in Handewitt
Funktion 2022 Vorsitzender der Region Sønderjylland-Schleswig
1997 wurde ich vom Kreis Schleswig-Flensburg in den ersten Regionalrat entsandt. Das war schon eine spannende Zeit. Auf dänischer Seite war die Gründung mit vielen Emotionen belastet. Man merkte aber auch deutlich, dass die, die im Regionalrat waren, etwas bewegen wollten. In dieser Anfangsphase probierte man viele Dinge aus nach dem Motto „trial and error“.
Ich war Mitglied bis 2003. In dieser Phase war ich u.a. auch Vorsitzender des Ausschusses für Jugend und Sport. Die Sitzungen wurden an verschiedenen Orten abgehalten, so dass man rumkam und auch einen persönlichen Mehrwert dadurch erhielt. So haben wir uns gut kennengelernt. Ich war unter anderem daran beteiligt, den deutsch-dänischen Schulsporttag ins Leben zu rufen.
Später dann wurden die Ausschüsse im Zuge einer Strukturänderung abgeschafft. Ich hätte dem nie zugestimmt. 2007 kam auch die dänische Kommunalreform, die weitreichende Konsequenzen hatte. Die Region Syddanmark war und ist nicht mit dem Land Schleswig-Holstein zu vergleichen, das Land hat viel umfassendere Aufgaben und Kompetenzen. Man kann von einem Systembruch sprechen, denn die kommunale Ebene in Dänemark hat durch die Kommunalreform einen ziemlichen Kahlschlag erfahren. Das hat auch Auswirkungen auf das Mitbestimmungsrecht der Bürger.
Zukünftig ist die Frage, wie es weitergeht. Es wäre richtig, mehr mit den vier süddänischen Bürgermeistern zu bewegen. Beispielhaft ist dabei die Diskussion um die Flensburger Förde. Da sähe ich schon einen Weg, Dinge gemeinsam auf den Weg zu bringen, auch wenn einiges strenggenommen nicht Aufgabe des Kreises ist. Aber es betrifft uns eben. Dann einfach zu sagen, man ist nicht zuständig, ist nicht ausreichend.
Für mich war immer interessant, herauszufinden, wie man denkt auf der anderen Seite der Grenze. Da gibt es schon große Unterschiede in der Denkweise. Für mich begann es in Handewitt mit einem großen Grenzfest zum Schengen-Abkommen. Da gab es eine Zusammenarbeit mit Bov auf einer sehr niedrigen Ebene, sodass man Karten für die Schwimmhalle in Bov hier bei uns in Handewitt kaufen konnte. Dieser persönliche Kontakt, auch über den Einkauf des täglichen Bedarfs der dänischen Grenzlandbewohner, hat sich eingependelt. Das war und ist eine Normalisierung.
Vor circa fünf Jahren begann ein Trend zur Re-Nationalisierung und man hat sich wieder etwas voneinander entfernt. Ich sehe es aber so, dass sich das Blatt teilweise wieder wendet, auch durch u.a. den Ukraine-Krieg stellen wir fest, dass wir eine Wertegemeinschaft haben. Und auch wenn die eine Seite phasenweise beschließt, die Grenze zu schließen, so kann unsere Partnerschaft das aushalten.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Kommunen nördlich der Grenze sich in einer Form zusammenfinden, die es ihnen ermöglicht, gemeinsam ihre Interessen als Grenzkommunen zu vertreten.