Die Region Sønderjylland-Schleswig – 25 Jahre Arbeit für das deutsch-dänische Grenzland
13.09.2022
2022 ist es 25 Jahre her, dass die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg sowie die Stadt Flensburg die erste Kooperationsvereinbarung mit Sønderjyllands Amt unterschrieben. Am 16. September 1997 fand die konstituierende Sitzung für die Region Sønderjylland-Schleswig statt.
Dabei wurde eine Vereinbarung unterzeichnet, in der sich die Mitglieder dazu verpflichteten, „gemeinsame Aktivitäten zu verwirklichen, die die Entwicklung in der Region fördern und gleichzeitig nähere Kontakte zwischen der Bevölkerung, der Wirtschaft und den Verbänden auf beiden Seiten der Grenze herstellen, sowie im Übrigen die Zusammenarbeit über die Grenze zu intensivieren“.
Vor der Gründung von der Region Sønderjylland-Schleswig hatte es über mehrere Jahre hinweg zwar schon wiederholt Versuche gegeben, gemeinsame Probleme anzugehen, aber eine wirkliche Zusammenarbeit in der Region kam nicht zustande. Insbesondere als zu Beginn der 1990er Jahre zum ersten Mal europäische Fördermittel für grenzüberschreitende Aktivitäten zur Verfügung standen, wurde deutlich, dass man mit gemeinsamer Stimme sprechen müsse.
Durch die öffentliche Aufmerksamkeit, welche die Region Sønderjylland-Schleswig von Anfang an bekam, war klar, dass die Arbeit keineswegs nur eine rein administrative Seite hatte, sondern vielmehr auch einen politischen Aspekt mit einer auf die Zukunft gerichteten Signalfunktion.
Als oberstes Organ der Region Sønderjylland-Schleswig wurde bei der Gründung ein Regionalrat mit 42, von den Partnerkommunen gewählten Vertretern eingerichtet. Dazu kamen sechs Beobachter, u.a. aus dem Folketing und dem schleswig-holsteinischen Landtag. Der Regionalrat wurde von einem Vorstand geleitet, der aus acht Personen bestand. Für die Verwaltungsaufgaben der Region Sønderjylland-Schleswig wurde ein ständiges Sekretariat eingerichtet, das Regionskontor.
2001 trat Dänemark dem Schengen-Abkommen bei, womit die Grenzkontrollen abgeschafft wurden. 2004 folgte ein Umzug in das neu gebaute und unweit der Autobahn gelegene FDE Center nördlich von Padborg. Im selben Jahr öffnete hier zudem das Infocenter die Türen. Wie groß der Bedarf an Beratung für Grenzpendler war, zeigte sich bereits am ersten Tag, als es vom frühen Morgen an eine lange Warteschlange gab. Dieser Erfolg führte dazu, dass das Infocenter ein fest integrierter Bestandteil des Regionskontors wurde, das seither als Regionskontor & Infocenter bezeichnet wird. Über die Jahre wurden mehr als 61.000 Beratungen durchgeführt.
Im Mai 2004 begann ein Interreg-Projekt, das Akteuren aus den Bereichen Kultur, Schule, Jugend und Sport die Möglichkeit bot, Fördermittel für grenzüberschreitende Projekte zu beantragen. Dies war das erste von vielen nachfolgenden Kulturprojekten. Über die Jahre konnten mit EU-Geldern knapp 500 Kultur-, Sprach- und Sportprojekte finanziert werden.
Die Sprachenkampagne der Region Sønderjylland-Schleswig begann 2004 und wurde über viele Jahre fortgeführt und beinhaltet regelmäßige Aktivitäten wie die jährlich stattfindende deutsch-dänische Lehrerkonferenz. Die Kampagne zielt darauf, die Nachbarsprachenkompetenzen in der Grenzregion zu fördern. Damit sollten das Verständnis und der Kontakt über die Grenze hinweg gestärkt werden, sodass möglichst viele Menschen in der Grenzregion die Sprache des jeweiligen Nachbarn sprechen und verstehen können.
Sønderjyllands Amt ging 2007 in der Region Syddanmark auf, dazu kamen nach der dänischen Gebietsreform die Kommunen Aabenraa, Tønder, Sønderborg und Haderslev als Partner der Zusammenarbeit.
Am 3. November 2011 wurde eine erneuerte Vereinbarung unterzeichnet, nach der die bisherige Regionalversammlung abgeschafft wurde. Anstelle der Regionalversammlung rückte ein erweiterter Vorstand, der aus elf Vertretern der beteiligten Kommunen, des Landes Schleswig-Holstein und der autochthonen Minderheiten beiderseits der Grenze bestand. Diese Struktur besteht weiterhin, wobei später auch Vertreter der deutschen Grenzkommunen hinzukamen.
2013 begann die erste grenzüberschreitende Kulturvereinbarung. Auf dänischer Seite was dieses Modell der interkommunalen Zusammenarbeit im Kulturbereich schon länger bekannt. Teile der Kulturverwaltung und -förderung werden über einen Zeitraum von vier Jahren gemeinsam gemanagt. Die Arbeit wird vom dänischen Kulturministerium über 50 % aufgestockt. Diese Fördermittel konnte die Region Sønderjylland-Schleswig einholen. 2022 existiert bereits die 3. Kulturvereinbarung, ein echtes Erfolgsmodell.
Seit 2017 gibt es drei Ausschüsse unter der Region Sønderjylland-Schleswig: den Kulturausschuss, den Ausschuss für grenzregionale Entwicklung und den Arbeitsmarktausschuss. Alle drei Ausschüsse sind jeweils einer der drei aktuellen Säulen der Arbeit von Regionskontor & Infocenter zugeordnet: Arbeitsmarkt, Kultur und Sprache sowie die Zusammenarbeit in Politik und Verwaltung.
In einem Vierteljahrhundert haben sich die Erwartungen an die grenzüberschreitende Zusammenarbeit stark verändert. Als 1997 der erste Kooperationsvertrag unterschrieben wurde, waren die Arbeitsfelder noch wage. Während Mitte der 1990er noch große Vorbehalte zur Zusammenarbeit existierten, hat sich ein pragmatischer Ansatz durchgesetzt, wo das primäre Ziel ist, die Barrieren zu minimieren und den Fluss über die Grenze zu stabilisieren und zu erweitern.
Trotz allem Pragmatismus ist die Region Sønderjylland-Schleswig weiterhin angewiesen auf das, was man in Dänemark „ildsjæle“ nennt – Menschen, die sich mit Feuereifer für die deutsch-dänische Zusammenarbeit engagieren, sei es in den diversen politischen Gremien, sei es auf Verwaltungsebene oder als Kooperationspartner. Aufgrund der breiten Unterstützung konnte die deutsch-dänische Zusammenarbeit über 25 Jahre zu einem festen Bestandteil der politischen Landschaft der Grenzregion werden und den Ausbau der deutsch-dänischen Verbindungen vorantreiben.